Kurz & knapp

Christian Linker, geboren 1975, studierte Theologie und war beruflich in der Kinder- und Jugendpolitik unterwegs, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine vielfach ausgezeichneten Romane bergen politische Brisanz oder magische Fantasie – manchmal auch beides zugleich.


Christian Linker: die GANZE Geschichte (fast)

Als ich noch ganz klein gewesen war, da hatten wir immer denselben Bundeskanzler gehabt, das war der Helmut Kohl. Und auch denselben Ministerpräsidenten, der hieß Johannes Rau. Erst später hab ich geschnallt, dass wir in einer Demokratie leben. Da war es aber zu spät gewesen, um in irgendeine Partei einzutreten, denn mit 15 Jahren hatte ich mich rettungslos und unwiederbringlich der Katholischen jungen Gemeinde verschrieben. Dort hab ich alles gelernt, was ich heute kann: schlau daherreden und sich mit den Mächtigen anlegen, von einer besseren Welt träumen und sich bei Ungerechtigkeiten einmischen – und nicht zuletzt auch feste zu feiern. Alles Dinge, die du auch als Schriftsteller*in gut gebrauchen kannst.

Geschrieben habe ich übrigens schon immer für mein Leben gern. Als Kind Piratengeschichten, später Fantasy-Epen, da sind stapelweise Schulhefte bei draufgegangen. Mit 19 hatte ich plötzlich Abitur und einen eher ätzenden Zivi-Job, anderseits aber den Kopf frei, um endlich mal einen „richtigen“ Roman zu schreiben. Ein Jahr später war das Buch fertig und unglaublich gut geworden. Fand ich jedenfalls. Ich schickte es an rund zwanzig Verlage, aber alle lehnten ab. Toll geschrieben, schöne Dialoge, leider viel zu politisch, so was liest doch niemand.

Dafür kontaktierte mich ein Verlag, den ich bis dahin gar nicht kannte. Dessen Lektorin hatte am Rande der Kinderbuchmesse in Bologna zufällig eine Kollegin getroffen, und die hatte mein Manuskript dabei, und da habe sie mal reingeschaut. Leider viel zu politisch, so was liest doch niemand. Aber schöne Dialoge. Ob ich nicht mal ein Kinderbuch schreiben wolle.

Nö, wollte ich nicht. Wobei – so einen Anruf kriegst du vielleicht nur einmal im Leben, und wenn du wirklich Schriftsteller*in werden willst, musst du halt liefern. Also versuchte ich, mich mithilfe meiner alten Playmobilburg in meine eigene Kindergedankenwelt zurückzuversetzen, und das machte tatsächlich total viel Spaß. Herauskam mein erstes Buch: RITTER FÜR EINE NACHT.

Nach zwei Kinderbüchern war es für mich Zeit, endlich einen Roman zu schreiben. Ich hatte da diese Idee mit dem Jugendknast, aber das fand der Verlag doof. So haben wir uns getrennt und ich fand schließlich bei dtv eine neue verlegerische Heimat, der ich bis heute treu bin. Nachdem RAUMZEIT dort erschienen war und mit der Nominierung Deutschen Jugendliteraturpreis ganz gut performt hatte, holte ich jenen Roman aus der Schublade, den ich mit 19 geschrieben hatte. Ja, immer noch sehr politisch, aber auch immer noch schöne Dialoge. dtv wollte ihn und so erblickte DAS HELDENPROJEKT doch noch das Bühnenlicht der Literaturbetriebswelt.

Parallel zu RAUMZEIT hatte ich auch meine Diplomarbeit geschrieben und das Theologiestudium abgeschlossen. Doch bevor ich in die Verlegenheit kam, mir einen richtigen Beruf zu suchen, ergab es sich, dass ich zum hauptamtlichen Vorsitzenden des BDKJ DV Köln gewählt wurde, der Dachorganisation der katholischen Jugendverbände. Da konnte ich neun Jahre lang den ganzen Tag meinem zweitliebsten Hobby nachgehen, nämlich in Politik, Gesellschaft und Kirche für die Anliegen junger Menschen zu streiten, und hatte zwischendurch immer noch Zeit für mein erstliebstes Hobby, das Bücherschreiben.

Es waren neun wilde Jahre mit Kampagnen und Aktionen und vielen durchfeierten Nächten und unversehens war ich erwachsen geworden – oder zumindest Vater – und da war es an der Zeit, jüngeren Leuten das Feld zu überlassen und ein bisschen ruhiger zu werden. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Referent in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg nutzte ich die nächste Babypause, um mich endlich als „freier“ Schriftsteller selbständig zu machen. Drei Kinder und das bisschen Haushalt würde ich ganz leicht nebenher managen.

Dachte ich.

Das war sehr dumm von mir gewesen …

Aber Babys werden größer und die Freiräume damit auch und eines schönen Tages war ich also wirklich Schriftsteller von Beruf. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten. Entweder du schreibst alle drei Jahre einen absoluten Weltbestseller und verbringst die Zeit dazwischen mit Recherchen für dein neues Buch sowie mit Talkshowauftritten und Buchmessepartys. Oder … du schreibst keine Weltbestseller sondern stattdessen, damit du trotzdem genug Geld verdienst, einfach ein bisschen mehr. Irgendwie ist die zweite Option spannender und abwechslungsreicher und so kommt es, dass ich heute auch Ausflüge ins Sachbuch oder in die Belletristik unternehme und zwischendurch das eine oder andere Projekt starte und vor allem – das ist eigentlich das Salz in der Suppe der Schriftstellerei: gern auf Lesereisen gehe.

Und meinen ersten Weltbestseller kann ich ja immer noch schreiben.


Pressefotos

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