Ruperts Lachen wurde zu einem heiseren Kichern, das in ein hohles Röcheln überging und dann langsam erstarb.

Der Geist blickte den Jungen ernst an und sprach: „Das war das erste Jahr meines Daseins als Geist. Aber es kamen weitere. Beinahe ein ganzes Jahrtausend geistere ich jetzt durch meine Burg. Aber es ist mir nie gelungen meine Schuld zu sühnen und endlich erlöst zu werden.”

Er starrte stumm auf den Boden. Auch Jan wurde ganz ernst. Die Geschichte hatte ihn wirklich mitgenommen. Drei Dinge standen für ihn fest. Erstens: Er würde Papa niemals verfluchen, selbst wenn Papa von ihm verlangen würde, er sollte Frau Gotthilf heiraten. Zweitens: Jan würde niemals sein Fahrrad nehmen und sich mit Tanja auf dem Gepäckträger in irgendeine Schlucht stürzen. Drittens: Wenn es irgend etwas gab, womit Jan dem Grafen helfen konnte, dann würde er es versuchen.

 

Jan ist sauer auf seine Eltern und beschließt es ihnen mal gründlich zu zeigen. Auf der Klassenfahrt zur Burg Greifenhorst kommt ihm die wunderbare Idee: Er lässt sich heimlich in dem alten Gemäuer einschließen, um dort zu übernachten – da sollen sich mal ruhig alle Sorgen um ihn machen. Jan glaubt natürlich nicht an Geisterspuk. Aber komische Geräusche sind es schon, die da in der alten Burg zu hören sind. Und als Punkt Mitternacht plötzlich ein unheimlicher Ritter vor ihm auftaucht, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen ..


Making of

Eigentlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein Kinderbuch zu schreiben. Doch dann war da dieser Anruf vom Patmos Verlag. „Ich habe ihr Manuskript gelesen. Leider ist das viel zu politisch, das können wir nicht veröffentlichen. Aber ich mag die schönen Dialoge. Sie können eindeutig schreiben. Was wir brauchen, ist ein Kinderbuch. Wäre das was für Sie?“

Tja. Wollte ich nun Schriftsteller werden oder nicht? Also hab ich natürlich Ja gesagt. Und im Keller meiner Eltern erst mal meine alte Playmobilburg aufgebaut. Denn nichts hatte mich als Kind so sehr fasziniert wie Burgen, Ritter und überhaupt das Mittelalter. Aber irgendwie wollte ich keine Historiengeschichte schreiben, sondern ein Buch über ein Kind wie dich und mich, ein Kind von heute. Doch wie überbrücke ich die Jahrhunderte, um die Gegenwart mit dem Mittelalter zu verbinden?

Klar, das muss ich gar nicht. Das tut jemand anderes für mich. Nämlich ein Geist …

Das Buch erschien später in einer Taschenbuchausgabe bei dtv, das Cover davon seht ihr oben. Leider ist das Buch inzwischen vergriffen und nur noch gebraucht erhältlich. Die Playmobilburg gibt es aber immer noch.


Presse

"Jans jungenhafte Mischung aus Mut, Zivilcourage und Selbstbewusstsein siegt über elterliche Macht und muffigen Standesdünkel, ein sympathischer Held, mit dem man sich gern identifiziert"
Westfälische Rundschau