Wem gehört die Stadt?

„Wenn wir die Party platzen lassen, dann bleiben wir erstens auf unseren Kosten sitzen und zweitens …“ Er sah mich scharf an. „Und zweitens wird dann nichts aus dem Riesenplakat und – hey, du willst doch auch dein Gedicht meterhoch über dem Bahnhofsplatz sehen. Oder etwa nicht?“

Ich sprang empört auf.

„Und wenn ihr mein Gedicht mit Laserkanonen auf dem Mond einmeißelt und es jede Nacht von da herunterleuchtet – denkst du, das wäre mir wichtiger als die Sicherheit der Leute, die auf unsere Party kommen?“

Ich packte ihn an der Schulter, wie um ihn wachzurütteln.

„Stell dir mal vor, da passiert wirklich was und es gibt ein Unglück und jemand wird verletzt oder es stirbt sogar jemand! Willst du dafür die Verantwortung übernehmen? Wie wollen wir denn damit weiterleben?“

„Scheiß der Hund drauf“, schimpfte Sebi, „wie sollen wir weiterleben, wenn es für alle Ewigkeit in der ganzen Stadt heißt, wir hätten gekniffen?“

Er wand sich aus meinem Griff und sprang auf.

„Willst du die Verantwortung dafür übernehmen, dass sich diese Nazis auf die Schenkel klopfen, während wir uns verpissen?“, ereiferte er sich. „Willst du denen den Sieg überlassen?“


Making of

Oft saßen wir in unserer Stammkneipe beim Bier zusammen, damals, in den Neunzigern, und empörten uns über die neuen Nazis. Die hießen damals noch nicht AfD, sondern REP oder DVU und so weiter. Wir fanden es absolut unerhört, dass die einfach so ihre Plakate aufhängen dürfen. Hier, in unserem Land. Und wir sagten zueinander, dass wir dringend mal losziehen und diese Plakate abreißen müssten oder besser noch: überkleben. Mit irgendeiner coolen Sache.

Leider ist es beim Biertrinken und Reden geblieben, wir haben es nie gemacht. Aber ich habe ein Buch drüber geschrieben. Da war ich gerade 19 Jahre alt, es war mein erster Roman und ich war überzeugt, dass die Verlage sich darum prügeln werden, wer ihn veröffentlichen darf.

Wollte aber keiner.

Alle haben ihn abgelehnt.

Erst zehn Jahre später, nachdem ich mit RaumZeit Erfolg gehabt hatte, konnte dieses Buch an den Start gehen. Es ist inzwischen auch schon wieder einige Jahre alt – aber trauriger Weise aktueller denn je. Darum habe ich auch irgendwann meinen damaligen Helden Magnus noch mal reaktiviert, damit er in meinem Roman Der Schuss die Sache ins Rollen bringt …


Presse

Hempels
»Ein wichtiges Buch in einer Zeit, in der Engagement wieder ein neues Gewicht bekommt und die ›Nur mein Glück ist wichtig‹-Mentalität langsam zurückgedrängt wird.«

STZ Südthüringer Zeitung
»›Das Heldenprojekt‹ - ein Plädoyer für Demokratie und Freundschaft.«


Held*innen der Bühne

Das Landestheater Linz (Österreich) hat den Roman 2012 für die Bühne adaptiert.