Was heute Abend geschehen soll, wird Precious nicht wieder lebendig machen.

Aber mich vielleicht.

Zumindest wirst du dich nach diesem Abend an mich erinnern. Beziehungsweise an Precious. Denn darauf kommt es mir an. Das Schicksal von Abertausenden liegt im Dunkel; in der ewigen Nacht am Grunde der See, wo die zerfressenen Reste ihrer Leichen zergehen. Niemand will dafür verantwortlich sein. Aber Precious starb auf dem falschen Meer. Und der, der an ihrem Tod schuldig ist, trägt einen Namen.

Am Ende dieses Abends wird mich niemand mehr für verrückt halten.

Das dekadente Heimkino im Souterrain unseres Hauses ist ideal. Fensterlos und praktisch schalldicht. Damit du mich gleich am Anfang richtig verstehst – ich weiß schon selbst, dass meine Idee skrupellos ist. Vielleicht sogar grausam. Aber notwendig. Schon immer hatten die Menschen das Bedürfnis, dann und wann jemanden öffentlich abzuschlachten. Die Römer veranstalteten Gladiatorenspiele und Kreuzigungen, im Mittelalter verbrannte man Ketzer auf dem Scheiterhaufen und flocht Verräter aufs Rad. Heute haben wir Internet. Und ich werde es benutzen.


Making of

Nachdem ich im ersten Anlauf an dem Projekt DSCHIHAD CALLING kläglich gescheitert war, wollte ich mal die Finger von den „großen“ Themen lassen. Also schrieb ich STADT DER WÖLFE (was eigentlich doch auch ein großes Thema ist) und entwickelte parallel dazu die Idee zu einem Kammerspiel. Ein wichtiger Film für meine Generation war BREAKFAST CLUB – so was in der Art schwebte mir vor. Zugleich hatte ich schon lange den Eindruck, dass wir es in den Achtzigern und Neunzigern damals extrem chillig hatten im Vergleich zu der heute jungen Generation, die durch Globalisierung, Digitalisierung und Klimakrise ganz schön unter Druck steht.

Um darüber ein bisschen zu reflektieren, fand ich dieses Setting ganz passend: Fünf Leute sitzen in einem Keller und machen den Abi-Film fertig, der bei der Abi-Feier in wenigen Tagen gezeigt werden soll. Denn dabei ziehen sie quasi eine Bilanz nicht nur ihrer Schulzeit, sondern ihres Aufwachsens überhaupt. Alte Konflikte würden noch mal aufbrechen, vielleicht sogar das eine oder andere Geheimnis enthüllt.

Ich hatte gerade 40 Seiten geschrieben, als dtv und ich spontan beschlossen, es doch noch mal mit DSCHIHAD CALLING zu probieren. Und als ich ein gutes Jahr später die Arbeit an dem Manuskript fortsetzen wollte, kam uns DER SCHUSS in die Quere.

So hat das Buch wie ein guter Wein eine ganze Weile gelegen, während unterschwellig immer neue Aspekte hineingekrochen sind. Ich weiß, das klingt spooky, aber manchmal kommt es mir so vor, als würden die Figuren eines Romans heimlich ein Eigenleben entwickeln. Und dann war plötzlich Precious da ... und alles erschien in einem völlig anderen Licht. Das Thema wurde doch noch groß. Aber mal im Ernst – gibt es überhaupt so was wie „kleine“ Themen? Ich glaube nicht. Vielleicht gehört es zum Wesen eines Romans, dass das, was passiert, für die Figuren in irgendeiner Weise immer existenziell wird. Vielleicht nicht immer physisch existenziell. Hier aber schon.


Presse

„Christian Linker hatte schon immer eine Hand für brisante Themen, vor allem aber erfindet er rasante Handlungen, oft in überraschender Form. Diesmal ist ihm ein Psychothriller gelungen, der den Täter von Anfang an einkreist. […] Psychologisches Kammerspiel und Medienwirklichkeit in einem.“
Hans ten Doorkaat am 24.02.2019 in der NZZ am Sonntag

„Im Laufe der 200 Seiten gibt es manche unerwartete Wendung und so bleibt das neue Jugendbuch von Christian Linker spannend bis zur allerletzten Enthüllung“
Monika Klein am 6.3.2019 in der Rheinischen Post

„Ein absolut rundes, spannendes Jugendbuch, das auch Erwachsenen gut gefallen dürfte.“
Caro L. am 8.3.2019 im Podcast Krimikiste.com