"Sie können ruhig dazu stehen, dass Sie uns verachten.“

 

Ein dicker Typ im Strickpulli meldete sich und fragte: „Was wollten Sie uns über toxische Männlichkeit erzählen?“

Auf seinem Pulli klebte ein Streifen Papier und darauf stand: Norman.

„Das würde jetzt den Rahmen sprengen“, erwiderte Maikel knapp.

Aber Norman sagte: „Wir haben hier bei Herrn Posch gelernt, sehr offen zu reden, von Mann zu Mann. Ohne Tabus. Sie müssen sich also nicht zurückhalten. Sie können ruhig dazu stehen, dass Sie uns verachten.“

„Bitte?“

Maikel war überrascht, denn nachdem die dreißig Männer ihm bisher stumm und reglos gelauscht hatten, kam dieser Anwurf wie aus dem Nichts.

„Wir wissen im Grunde nichts über Sie“, sagte der Typ, „aber man merkt Ihnen an, dass Sie Student sind, dass Sie aus einer westlichen Großstadt kommen, dass Sie gewohnt sind, den ganzen Tag in einem Straßencafé sitzen und fair gehandelten Kaffee mit Sojamilch trinken. Bestimmt haben Sie sogar eine Freundin. Oder?“

„Ähm“, machte Maikel.

„Haben Sie eine?“

„Ja.“

Ob sie wussten, dass er mit Coco zusammen war? Mit der Coco? Wenn ja, ließen sie es sich zumindest nicht anmerken.

„Können Sie sich vorstellen, wie das ist, wenn man mit sechsundzwanzig noch Jungfrau ist?“, setzte Norman nach.

„Ähm“, wiederholte Maikel, „was ich mir vorstellen kann, nicht relevant. Die Frage ist ja jetzt eher, was es mit dir … also mit Ihnen macht.“

„Na, was schon? Ich sitze den ganzen Tag zu Hause, glotze Pornos und hole mir einen nach dem andern runter.“

Norman grinste in die Runde. Ein paar andere lachten und nickten dabei zustimmend.