Ihr Gesicht blieb unbewegt. Meine Worte hallten in meinem Kopf wider wie in einem großen leeren Saal, einem Theatersaal ohne Publikum, ich stand auf der Bühne und leierte einen Text herunter, den ich nur mir selber vorspielte. Ich wich ihrem Blick aus.

Als ich das Schweigen nicht mehr aushalten konnte, setzte ich nochmals an: „Hey, ich weiß, dass ich das nicht wieder gut machen kann. Aber…“

„Wieso eigentlich nicht?“

Ich stutzte. Das kalte Funkeln ihrer Augen machte mir fast Angst.

„Was meinst du?“, fragte ich verunsichert.

„Du könntest doch versuchen, es wieder gut zu machen.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Komm schon, ich kann es nicht ungeschehen machen, ich kann…“

Wieder unterbrach sie mich: „Kein Mensch hat was von ungeschehen machen gesagt. Ich dachte eher an sowas wie Auge um Auge, Zahn um Zahn, du verstehst schon.“


Making of

„Unaufhaltsam“ ist der Titel eines Gedichts von Hilde Domin über die Wirkung von Worten, die – einmal ausgesprochen – niemand mehr zurückholen kann. Der Text ging mir viel im Kopf herum, während ich BLITZLICHTGEWITTER schrieb. In dem Roman geht es zwar nicht um Worte, sondern um die Macht der Bilder; beiden gemeinsam ist aber ihre „Unaufhaltsamkeit“ und das war es, was mich faszinierte, und was mir gleich eingefallen war, als ich erstmals Zeitungsartikel über „Happy Slapping“ las und über Handykontrollen auf dem Schulhof; phrasengetränkte Reportagen über ratlose Eltern und Lehrer*nnen, fassungslos angesichts der technischen Kommunikationsmöglichkeiten und kaum in der Lage, sich angemessen dazu zu verhalten.

So sind es in BLITZLICHTGEWITTER zwar einerseits moderne Medien bzw. deren Benutzer*innen, die die Handlung in Schwung bringen, andererseits geht es aber auch um uralte Menschheitsfragen wie die nach Schult und Rache oder aber eben nach der Rolle von Bildern in unserer Gesellschaft. Inzwischen ist der 2008 erschienene Roman ein wenig in die Jahre gekommen, wie man an dem urzeitlichen Handy auf dem Cover sieht. Als ich das Buch schrieb, gab es weder Instagram noch Snapchat und WhatsApp war Science Fiction. Trotzdem ist die Geschichte in gewisser Weise zeitlos. Schließlich kamen die Menschen schon vor rund 3.000 Jahren erstmals auf die Idee von Bilderverboten („Du sollst dir kein Bild machen!“).

Irgendwo zwischen dem paranoiden Bilderhass von Leuten wie den Taliban und dem zwanghaften Treiben auf youporn.com liegt vermutlich die Antwort auf solche Fragen, die eines vor allem nicht sind: ein reines „Jugend-Phänomen“. Es ist halt eben nur so, dass wie so oft junge Menschen Entwicklungen vorwegnehmen, die die ganze Gesellschaft irgendwann betreffen.


Presse

Stiftung Lesen und Deutsche Post, November 2010
»Ein hervorragendes Buch über den Umgang mit intimen Daten.«

Ran, November 2008
»Ein leicht lesbarer Jugendroman zu einem aktuellen Thema.«