Merle gab zu: „Ich fühle mich manchmal so … so … ich bin manchmal so wütend auf alles, die ganze Dummheit in der Welt und die Gewalt, das kotzt mich alles so an. Und dann denke ich, ich muss irgendwann mal was Krasses tun, um es raus zu lassen. Also diese Wut. Ein ganz krasses Ding.“

Sie nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aufs Wasser hinaus. Ich gebe zu, es gab Augenblicke, in denen sie mir unheimlich war. In meiner Fantasie sah ich Tote und Verletzte und Polizeiabsperrband, das vor Merles Schule im Wind flatterte, und mehrere Reporter halten mir ihre Mikros hin und fragen mich bohrend: Haben Sie denn nie irgendwelche Anzeichen bei Frau B. bemerkt, dass sie kurz davor stand, Amok zu laufen?

Ich musterte sie eingehend. Sie war nicht der Typ, der mit einer Pumpgun auf andere Leute losgeht, soweit war ich mir jedenfalls sicher. Was immer die krasse Aktion sein mochte, an der sie im Hinterkopf bastelte – ich glaubte nicht, dass das eigentlich hier das Thema war. Sie hatte mich nicht treffen wollen, um mit mir über Wut und Weltschmerz und Kolumbien zu diskutieren.

Irgendwann drückte sie ihre Kippe aus, ließ sie in einem kleinen verschließbaren Taschen-Aschenbecher verschwinden und sah mich an.

„Du, ich fürchte, ich hab mich verliebt.“


Making of

Als (sehr junger) Jugendlicher hab ich sehr leidenschaftlich das Pen & Paper-Rollenspiel DSA gespielt. Und schon lange verfolgte mich die Idee zu einem Roman, dessen Hauptfigur ebenfalls Rollenspieler ist und sich ein wenig in seiner Fantasiewelt verliert.

Ihm, also Ben, wollte ich ein Mädchen gegenüberstellen. Sie sollte ihn halt ein bisschen aus der Reserve locken, mehr nicht. Keine große Rolle einnehmen. Eher so als Spiegel für Ben herhalten. Ein lehrbuchmäßiges Manic Pixie Dream Girl.

Aber dann begann ich zu schreiben und Merle wurde stark und immer stärker und nahm mir die Geschichte beinahe aus der Hand, um sie zu ihrer eigenen zu machen.

Und das ist sehr gut so.

 


Presse

Beate Kuretzky, Heilbronner Stimme, Februar 2011
»Nicht nur für Politikbegeisterte ein interessantes Buch.«

Schweizer Familie, Zürich, Februar 2011
»Ein wirklichkeitsgetreuer, packender Liebesroman.«

 

"Und wir fragen uns: Ist Merle verrückt? Oder einfach nur echter als die anderen?"
Ute Wegmann im Deutschlandfunk